© Zürich Polarity 2023

NARM: Therapie bei frühem Bindungs-

Beziehungs- und Entwicklungstrauma

NARM: Neuro Affective Relational Model™

(Neuroaffektives Beziehungsmodell)

Entwicklungstrauma heilen nach Dr. Laurence (Larry) Heller [1]

Verbindung: Unsere tiefste Sehnsucht und grösste Furcht Trauma bedeutet Verletzung. Entwicklungstraumata sind unverarbeitete Verletzungen aus der Kindheit, sehr oft unbewusst, die bis heute belastend nachwirken. In erster Linie ist hier von psychischen, seelischen Verletzungen die Rede. Frühe traumatische Erfahrungen, wie sie die meisten von uns in kleinerem oder auch grösserem Umfang erlebt haben, beeinträchtigen un- sere Fähigkeit, mit uns selbst und anderen wirklich in Kontakt zu sein. So wird unsere Leben- digkeit eingeschränkt, worauf die meisten psychologischen und viele körperliche Probleme beruhen. Fünf organisierende Grundbedürftnisse, Entwicklungsthemen und Kernressourcen 1. Kontakt: Wir spüren, dass wir zur Welt gehören. Wir sind in Kontakt mit unserem Körper und unseren Emotionen und fähig zu beständigen Verbindungen mit anderen. 2. Einstimmung: Wir kennen unsere Bedürftnisse und wissen, was wir brauchen. Wir erken- nen die Fülle, die das Leben bietet und können sie annehmen. 3. Vertrauen: Wir haben ein inhärentes Vertrauen in uns selbst und andere. Wir fühlen uns sicher genug, um eine gesunde Interdependenz mit anderen zuzulassen. 4. Autonomie: Wir können “nein” sagen und Grenzen setzen. Wir sagen unsere Meinung ohne Schuldgefühle oder Angst. Wir können Wut aushalten und die Energie daraus kon- struktiv für unseren authentischen Ausdruck nutzen. 5. Liebe-Sexualität: Unser Herz ist offen und wir sind in der Lage, eine liebevolle Beziehung mit einer vitalen Sexualität zu verbinden. In dem Masse, in dem die fünf Grundbedürftnisse erfüllt sind, erleben wir Regulierung, Ver- bindung und Ausdehnung. Wir fühlen uns sicher und vertrauensvoll gegenüber unserer Um- welt, verbunden mit uns selbst und anderen. In dem Masse, in dem diese Grundbedürftnisse nicht erfüllt werden, leiden Selbstregulierung, Identität und Selbstachtung, denn für das Baby oder Kleinkind ist es weniger lebensbedrohlich, zu fühlen “mit mir stimmt etwas nicht”, als “mit der Umgebung stimmt etwas nicht”. Die ungenü- gende Erfüllung der Grundbedürftnisse geschieht meist unabsichtlich. Einerseits werden Dys- regulationen der Elterngeneration weitergegeben, andererseits können sich lange als richtig geltende Erziehungsstile wie das Baby allein schreien lassen, auf Dauer negativ auswirken - verglichen mit Kulturen mit sehr viel mehr Körperkontakt. Lange galt mehr Körperkontakt als absolut nötig als “Verwöhnen”. Aber die Kleinen haben noch keinerlei Möglichkeit zur Selbstregulation; sie sind auf Regulation von aussen und damit auf Kontakt angewiesen, sonst entsteht mit der Zeit innere Not. So entstehen Überlebensstile, um zu versuchen, die Trennung und Dysregulation zu bewäl- tigen. Die Überlebensstile beeinflussen unsere Erfahrungen und Handlungen meist ein Leben lang. Die Identitätsverzerrungen sorgen dafür, dass wir uns selbst und die Welt weiterhin aus der Kinderperspektive wahrnehmen, z. B.: “Ich bin schlecht, nicht liebenswert oder verdiene dies oder das (nicht)”. Die kindliche Sicht wirkt nach, da damals die Umgebung die frühen Be- dürftnisse nicht ausreichend abdecken konnte. Daraus ensteht auch das, was oft “der innere Kritiker” genannt wird. Das ist aber keine eigenständige Person, sondern wir selber machen uns (meist unbewusst) runter. NARM holt diese unbewussten Muster ins Bewusstsein im Sinne der Selbstwirksamkeit (agency). NARM fragt zum Beispiel “Wie ist es, wenn ich mir diese negativen Dinge sage oder mich beschäme?” Und schon besteht die Möglichkeit, etwas daran zu ändern, was zuvor unhinterfragbar schien: “Es ist einfach so und war schon immer so.” Aber es muss nicht so bleiben. In den ersten Lebensjahren wird der grösste Teil unserer Identität geformt. Aber die verpass- te gesunde Entwicklung kann mithilfe von NARM nachgeholt werden, so dass nicht länger das Gefühl vorherrscht, Opfer der eigenen Geschichte oder der Umstände zu sein (Erwachsenen- perspektive). Indem Identitätsverzerrungen, geringes Selbstwertgefühl, Selbstverurteilung und Scham dekonstruiert werden, wachsen gesunde Ausdrucksformen unserer Lebendigkeit und die Fähigkeiten zur Bindung und Selbstregulation.
Zürich           Polarity
Wann ist NARM interessant für mich? Überlebensstile NARM-Therapie ist wertvoll, wenn eine oder mehre der fünf Kernressourcen (siehe links unten) teilweise beeinträchtigt ist und der Wunsch besteht, etwas daran zu ändern. Das kann Formen annehmen wie im Folgenden skizziert, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das sind die fünf Überlebensstile, die den fünf Grundbedürftnissen zugeordnet sind: 1. Kontaktverlust zu den eigenen Emotionen und zum eigenen Körper. Rein intellek- tuell (wahlweise spirituell) und oft stolz darauf. Kaum etwas fühlen und spüren, denn das macht Angst. Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen. Gefühl, nicht dazu- zugehören bis hin zu Zweifeln an der eigenen Existenzberechtigung. 2. Die eigenen Bedürfnisse nicht kennen/wahrnehmen oder meinen, es nicht zu ver- dienen, dass sie erfüllt werden. Stolz, wenig zu brauchen, aber gebraucht zu wer- den. Oder stets bedürftig, nichts vermag die Bedürftnisse zu stillen, wobei man sich leer fühlt (kann mit Sucht, Suchtverhalten, Abhängigkeit zusammenhängen). 3. Glauben, sich auf niemanden verlassen zu können ausser sich selbst. Sich klein, hilflos, benutzt, verraten fühlen. Vielleicht zur Kompensation andere klein machen, benutzen, verraten, entweder verführend oder brachial. 4. Sich belastet und unter Druck fühlen, nicht klar nein sagen können. Brav, Angst zu enttäuschen und stolz darauf, wie viel man ertragen kann. Oder Rebell bzw. heimli- che Freude daran, zu enttäuschen. Wut nicht zulassen oder destruktiv ausagieren. 5. Probleme, Herz und Sexualität zu integrieren. Manchmal übersexuell oder prüde. Selbstwertgefühl basiert auf Aussehen oder Leistung, daher oft endlose Selbstopti- mierung. Ursprünglich sind die Überlebensstile adaptiv und repräsentieren Erfolg, nicht Pathologie. Schliesslich haben wir auch unter schwierigen Umständen überlebt. Da das Gehirn jedoch die Vergangenheit benutzt, um die Zukunft vorherzusagen, bleiben diese Überlebensmuster in unserem Nervensystem fixiert und schaffen eine adaptive, aber falsche Identität. Es ist das Fortbestehen von Überlebensstilen, die der Vergangenheit angemessen sind, das die gegenwärtige Erfahrung verzerrt und Symptome erzeugt. Da diese Überlebensmuster ihre Nützlichkeit überlebt haben, schaffen sie eine ständige Trennung von unserem authentischen Selbst und von anderen. Eine gewisse Entwicklungs-Traumatisierung ist in unserer Kultur die Regel, nicht die Ausnahme, da wir uns so stark von der Natur, auch unserer inneren, entfernt haben. Sie ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein kollektives Phänomen. Im NARM-Ansatz arbeiten wir gleichzeitig mit der Physiologie und der Psychologie von Menschen, die ein Entwicklungstrauma erlebt haben, insofern spreche ich von Körperpsychotherapie (body psychotherapy). Die spontane Bewegung in uns allen geht in Richtung Verbindung und Gesundheit. Kurz: Eigene Stärken pflegen anstatt alte Überlebensmuster stets zu wiederholen. [1] Buchtipp: “Entwicklungstrauma heilen” von Laurence Heller und Aline Lapierre, 2013 Originaltitel: “Healing Developmental Trauma”, 2012
© Zürich Polarity 2023

NARM: Therapie bei frühem Bindungs-

Beziehungs- und Entwicklungstrauma

NARM: Neuro Affective Relational Model™

(Neuroaffektives Beziehungsmodell)

Entwicklungstrauma heilen nach Dr.

Laurence (Larry) Heller [1]

Verbindung: Unsere tiefste Sehnsucht und grösste Furcht Trauma bedeutet Verletzung. Entwicklungs- traumata sind unverarbeitete Verletzungen aus der Kindheit, sehr oft unbewusst, die bis heute belastend nachwirken. In erster Linie ist hier von psychischen, seelischen Verletzungen die Rede. Frühe traumatische Erfahrungen, wie sie die meisten von uns in kleinerem oder auch grösserem Umfang er- lebt haben, beeinträchtigen unsere Fähig- keit, mit uns selbst und anderen wirklich in Kontakt zu sein. So wird unsere Lebendig- keit eingeschränkt, worauf die meisten psy- chologischen und viele körperliche Proble- me beruhen. Fünf organisierende Grundbedürftnisse, Entwicklungsthemen und Kernressourcen 1. Kontakt: Wir spüren, dass wir zur Welt gehören. Wir sind in Kontakt mit unserem Körper und unseren Emotionen und fähig zu beständigen Verbindungen mit anderen. 2. Einstimmung: Wir kennen unsere Be- dürftnisse und wissen, was wir brauchen. Wir erkennen die Fülle, die das Leben bie- tet und können sie annehmen. 3. Vertrauen: Wir haben ein inhärentes Vertrauen in uns selbst und andere. Wir fühlen uns sicher genug, um eine gesunde Interdependenz mit anderen zuzulassen. 4. Autonomie: Wir können “nein” sagen und Grenzen setzen. Wir sagen unsere Meinung ohne Schuldgefühle oder Angst. Wir können Wut aushalten und die Energie daraus konstruktiv für unseren authenti- schen Ausdruck nutzen. 5. Liebe-Sexualität: Unser Herz ist offen und wir sind in der Lage, eine liebevolle Be- ziehung mit einer vitalen Sexualität zu ver- binden. In dem Masse, in dem die fünf Grundbe- dürftnisse erfüllt sind, erleben wir Regulie- rung, Verbindung und Ausdehnung. Wir fühlen uns sicher und vertrauensvoll gegen- über unserer Umwelt, verbunden mit uns selbst und anderen. In dem Masse, in dem diese Grundbedürft- nisse nicht erfüllt werden, leiden Selbstre- gulierung, Identität und Selbstachtung, denn für das Baby oder Kleinkind ist es we- niger lebensbedrohlich, zu fühlen “mit mir stimmt etwas nicht”, als “mit der Umgebung stimmt etwas nicht”. Die ungenügende Er- füllung der Grundbedürftnisse geschieht meist unabsichtlich. Einerseits werden Dys- regulationen der Elterngeneration weiterge- geben, andererseits können sich lange als richtig geltende Erziehungsstile wie das Baby allein schreien lassen, auf Dauer ne- gativ auswirken - verglichen mit Kulturen mit sehr viel mehr Körperkontakt. Lange galt mehr Körperkontakt als absolut nötig als “Verwöhnen”. Aber die Kleinen haben noch keinerlei Möglichkeit zur Selbstre- gulation; sie sind auf Regulation von aus- sen und damit auf Kontakt angewiesen, sonst entsteht mit der Zeit innere Not. So entstehen Überlebensstile, um zu ver- suchen, die Trennung und Dysregulation zu bewältigen. Die Überlebensstile beeinflus- sen unsere Erfahrungen und Handlungen meist ein Leben lang. Die Identitätsverzer- rungen sorgen dafür, dass wir uns selbst und die Welt weiterhin aus der Kinderper- spektive wahrnehmen, z. B.: “Ich bin schlecht, nicht liebenswert oder verdiene dies oder das (nicht)”. Die kindliche Sicht wirkt nach, da damals die Umgebung die frühen Bedürftnisse nicht ausreichend ab- decken konnte. Daraus ensteht auch das, was oft “der innere Kritiker” genannt wird. Das ist aber keine eigenständige Person, sondern wir selber machen uns (meist un- bewusst) runter. NARM holt diese unbe- wussten Muster ins Bewusstsein im Sinne der Selbstwirksamkeit (agency). NARM fragt zum Beispiel “Wie ist es, wenn ich mir diese negativen Dinge sage oder mich be- schäme?” Und schon besteht die Möglich- keit, etwas daran zu ändern, was zuvor un- hinterfragbar schien: “Es ist einfach so und war schon immer so.” Aber es muss nicht so bleiben. In den ersten Lebensjahren wird der grösste Teil unserer Identität geformt. Aber die verpasste gesunde Entwicklung kann mithilfe von NARM nachgeholt werden, so dass nicht länger das Gefühl vorherrscht, Opfer der eigenen Geschichte oder der Umstände zu sein (Erwachsenenperspek- tive). Indem Identitätsverzerrungen, ge- ringes Selbstwertgefühl, Selbstverurtei- lung und Scham dekonstruiert werden, wachsen gesunde Ausdrucksformen un- serer Lebendigkeit und die Fähigkeiten zur Bindung und Selbstregulation.
Zürich           Polarity
Wann ist NARM interessant für mich? Überlebensstile NARM-Therapie ist wertvoll, wenn eine oder mehre der fünf Kernressourcen (siehe links unten) teilweise beeinträchtigt ist und der Wunsch besteht, etwas daran zu än- dern. Das kann Formen annehmen wie im Folgenden skizziert, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das sind die fünf Überle- bensstile, die den fünf Grundbedürftnis- sen zugeordnet sind: 1. Kontaktverlust zu den eigenen Emotio- nen und zum eigenen Körper. Rein intellek- tuell (wahlweise spirituell) und oft stolz da- rauf. Kaum etwas fühlen und spüren, denn das macht Angst. Schwierigkeiten im Kon- takt mit anderen. Gefühl, nicht dazuzuge- hören bis hin zu Zweifeln an der eigenen Existenzberechtigung. 2. Die eigenen Bedürfnisse nicht kennen/ wahrnehmen oder meinen, es nicht zu ver- dienen, dass sie erfüllt werden. Stolz, we- nig zu brauchen, aber gebraucht zu wer- den. Oder stets bedürftig, nichts vermag die Bedürftnisse zu stillen, wobei man sich leer fühlt (kann mit Sucht, Suchtverhalten, Abhängigkeit zusammenhängen). 3. Glauben, sich auf niemanden verlassen zu können ausser sich selbst. Sich klein, hilflos, benutzt, verraten fühlen. Vielleicht zur Kompensation andere klein machen, benutzen, verraten, entweder verführend oder brachial. 4. Sich belastet und unter Druck fühlen, nicht klar nein sagen können. Brav, Angst zu enttäuschen und stolz darauf, wie viel man ertragen kann. Oder Rebell bzw. heimliche Freude daran, zu enttäuschen. Wut nicht zulassen oder destruktiv aus- agieren. 5. Probleme, Herz und Sexualität zu inte- grieren. Manchmal übersexuell oder prüde. Selbstwertgefühl basiert auf Aussehen oder Leistung, daher oft endlose Selbstoptimie- rung. Ursprünglich sind die Überlebensstile adaptiv und repräsentieren Erfolg, nicht Pathologie. Schliesslich haben wir auch unter schwierigen Umständen überlebt. Da das Gehirn jedoch die Vergangenheit be- nutzt, um die Zukunft vorherzusagen, blei- ben diese Überlebensmuster in unserem Nervensystem fixiert und schaffen eine adaptive, aber falsche Identität. Es ist das Fortbestehen von Überlebensstilen, die der Vergangenheit angemessen sind, das die gegenwärtige Erfahrung verzerrt und Sym- ptome erzeugt. Da diese Überlebensmus- ter ihre Nützlichkeit überlebt haben, schaf- fen sie eine ständige Trennung von unse- rem authentischen Selbst und von andern. Eine gewisse Entwicklungs-Traumatisie- rung ist in unserer Kultur die Regel, nicht die Ausnahme, da wir uns so stark von der Natur, auch unserer inneren, entfernt ha- ben. Sie ist nicht nur ein individuelles, son- dern auch ein kollektives Phänomen. Im NARM-Ansatz arbeiten wir gleichzeitig mit der Physiologie und der Psychologie von Menschen, die ein Entwicklungstrauma erlebt haben, insofern spreche ich von Kör- perpsychotherapie (body psychotherapy). Die spontane Bewegung in uns allen geht in Richtung Verbindung und Gesundheit. Kurz: Eigene Stärken pflegen anstatt alte Überlebensmuster stets zu wiederholen. [1] Buchtipp: “Entwicklungs- trauma heilen” von Laurence Heller und Aline Lapierre, 2013. Originaltitel: “Healing Developmental Trauma”, 2012